Elaine Aron schrieb mehrere Bücher und Forschungsartikel zu Hochsensibilität. Dieses Thema ist in den letzten Jahren sehr populär geworden. Doch was ist eigentlich damit gemeint und warum ist das Thema relevant?
Hinter Hochsensibilität steckt nach Elaine und Arthur Aron (1997) das Temperamentsmerkmal „Sensory Processing Sensitivity“. Damit ist gemeint, dass hochsensible Menschen sensorische Reize mit einer größeren Tiefe und Intensität verarbeiten. Manchmal wird deshalb auch von Hochsensitivität gesprochen. Es wird angenommen, dass im Zuge der natürlichen Selektion eben Menschen mit unterschiedlichen Überlebensstrategien – und somit auch unterschiedlicher Sensory Processing Sensitivity – resultierten.
In ihrem mit Jadzia Jagiellowicz im Jahr 2012 veröffentlichten Artikel beschreibt das Forscherehepaar, dass hochsensible Menschen in neuen Situationen zuerst gehemmt reagieren und sich orientieren, bevor sie aktiv werden. Sie können Feinheiten besser wahrnehmen, gleichzeitig aber auch schneller von sensorischen Informationen überwältigt werden.
Um sich die Eigenschaft besser vorstellen zu können, kann der von Bruce J. Ellis und W. Thomas Boyce in ihrem 2005 publizierten Artikel gezogene Vergleich mit Löwenzahn, Tulpen und Orchideen verwendet werden. Wenig sensitive Menschen sind wie Löwenzahn – sie überleben so gut wie überall. Hochsensitive Menschen gleichen hingegen Orchideen, die besondere Bedingungen brauchen, um möglichst gut gedeihen zu können.
Beschrieben wird Hochsensibilität als Eigenschaft, die bereits von Geburt an besteht. Sie kann zwar Teil des Symptomkomplexes mancher Störungsbilder sein (Reizüberflutung im Autismus-Spektrum, erhöhte Sensibilität und Wachsamkeit aufgrund von Traumatisierung), stellt insgesamt aber eine neutral zu bewertende Qualität und keine psychische Krankheit dar. Hochsensibilität bezieht sich auch nicht hauptsächlich darauf, wie schnell jemand beleidigt oder gekränkt reagiert und sollte definitiv nicht als Entschuldigung dafür verwendet werden.
Es geht darum, wie jemand insgesamt innere und äußere Reize, auch emotionaler Art, wahrnimmt. Eine intensive und feine Wahrnehmung bringt viele Vorteile und gleichzeitig auch Herausforderungen mit sich. Das Wissen über die eigene Veranlagung wird dabei als sehr hilfreich wahrgenommen.
Vorschläge zu weiterführender Literatur
- „Sind Sie hochsensibel? Wie Sie Ihre Empfindsamkeit erkennen, verstehen und nutzen“ von Elaine N. Aron (2005)
- „Das hochsensible Kind: Wie Sie auf die besonderen Schwächen und Bedürfnisse Ihres Kindes eingehen“ von Elaine N. Aron (2012)
Quellen
- Aron, E. N., & Aron, A. (1997). Sensory-processing sensitivity and its relation to introversion and emotionality. Journal of personality and social psychology, 73(2), 345.
- Aron, E. N., Aron, A., & Jagiellowicz, J. (2012). Sensory processing sensitivity: A review in the light of the evolution of biological responsivity. Personality and Social Psychology Review, 16(3), 262-282.
- Ellis, B. J., & Boyce, W. T. (2008). Biological sensitivity to context. Current directions in psychological science, 17(3), 183-187.