Gute Gefühle, schlechte Gefühle?

Raum für Emotionen

Grundsätzlich zielen Maßnahmen im psychosozialen Bereich darauf ab, Menschen zu unterstützen und zu erreichen, dass es ihnen besser geht. Stabile konstruktive Lebensumstände zu schaffen, die ein langfristiges Wohlbefinden ermöglichen.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass es realistisch ist, sich andauernd gut zu fühlen. In der Natur gibt es Jahreszeiten, Ebbe und Flut, Tag und Nacht – und auch wir Menschen brauchen Übergänge und Wandel. Wenn es uns immer gleich gehen würde, dann würden wir uns wahrscheinlich schnell irritiert und womöglich sogar nicht mehr lebendig fühlen.

Täglich begegnen wir vielen unterschiedlichen Emotionen und das ist ganz natürlich — auch wenn wir nie gelernt haben, mit diesen konstruktiv umzugehen. Viele Menschen können ihre Emotionen nur begrenzt wahrnehmen, benennen und schon gar nicht konstruktiv regulieren. Dabei ist es erstrebenswert, alle Gefühle, die wir haben, anzunehmen und in unser Selbst zu integrieren.


Image by Alexa from Pixabay

Hiermit ist nicht gemeint, Verletzungen hinzunehmen und sich nie zu wehren. Sondern es geht darum, eine grundsätzliche Offenheit gegenüber unseren Basisemotionen nach Paul Ekman (1982) – nämlich Freude, Angst, Überraschung, Wut, Traurigkeit und Ekel – zu empfinden. Diese bewusst und achtsam erleben zu lernen. Und dann zu entscheiden, wie mit der jeweiligen Situation umgegangen werden soll.

Das ist leichter gesagt als getan – denn unangenehme Emotionen wie Angst, Wut, Traurigkeit und Ekel sind schwer auszuhalten. Es braucht persönliche Stärke und Durchhaltevermögen, diese Emotionen akzeptieren zu können.

Zudem kann es auch sein, dass durch (Erinnerungen an) belastende Erfahrungen ausgelöste Emotionen uns schlichtweg überfordern und zum gegebenen Zeitpunkt gar nicht gehalten werden können. Hier ist es sehr wichtig, nicht über die eigenen Grenzen zu gehen und sich kompetente Unterstützung zu holen.

Doch auch bei grundsätzlich tragbaren Emotionen greifen Menschen nach Sigmund Freud unbewusst häufig zu Abwehrmechanismen. Diese werden aktiviert, wenn wir das, was wir erleben, von uns fernhalten wollen, wenn wir uns schützen wollen. Das kann durchaus sinnvoll sein – es kommt wie gesagt auf die Situation, Lebenslage und persönliche Verfassung im jeweiligen Moment an. Häufig beginnt die Aktivierung von Abwehrmechanismen in der Kindheit und setzt sich über Jahre hinweg fort.

Es gilt für alle von uns, immer wieder mutig zu sein und zu spüren, was gerade da ist. Wenn dies gelingt, kann der entsprechende Abwehrmechanismus langsam aufgelöst werden – und wir können uns dem zuwenden, was zu der (unangenehmen) Emotion geführt hat.


Image by Arek Socha from Pixabay

Quellen

  • Brandstätter, V., Schüler, J., Puca, R. M., & Lozo, L. (2013). Motivation und Emotion. Berlin: Springer.
  • Myers, D. G. (2013). Psychologie (3. vollständige Auflage). Springer.

Schlagwörter

Abwehrmechanismus

Ähnliche Beiträge

Oh sorry, there are no posts that match this query.

Vereinbaren Sie hier einen
Termin für ein Erstgespräch!

TERMIN BUCHEN